Marlen Kaufmann und Irini Schwab

Besmas kleine Wohnung

Besma ist eine Nachbarin aus dem Viertel und wohnt seit 17 Jahren in ihrer 2-Zimmer-Wohnung. Sie schätzt die zentrale Lage, die Nähe zu ihrer Arbeit und den nachbarschaftlichen Plausch auf der Straße. Sie bedauert es, dass einfache Läden des Alltagsgebrauchs verschwinden und mit ihnen auch ihr so gut bekannte Menschen. Obwohl sie seit vielen Jahren vergeblich nach einer größeren Wohnung sucht, kommt es für sie nicht infrage in den Stadtrand zu ziehen.
Auch ihr 14 jähriger Sohn möchte seine Freunde in der Nachbarschaft nicht missen wollen.
Ein Zimmer ihrer gemeinsamen Wohnung ist das Teenie-Zimmer des Sohnes. Das zweite Zimmer ist verbunden mit der Küche und ist ihr gemeinsames Eis-und Wohnzimmer. Gleichzeitig ist es Besmas Schlafzimmer und muss auch als ihr einziger Rückzugsbereich dienen.
In der wöchentlichen Sprechstunde der Öffentlichen Gestaltungsberatung hat sie sich Unterstützung gewünscht um mehr Rückzugsraum für sich zu schaffen. Das Hauptproblem, welches wir nicht durch Gestaltungsinterventionen lösen können, ist, dass die beiden sich nach einer Wohnung mit einem dritten Zimmer sehnen.

Die knapp 40 Quadratmeter große Wohnung ist zu klein, um sowohl Besmas Bedürfnisse als auch die ihres Kindes nach Privatsphäre und gemeinsamen Aufenthalt zu erfüllen. Bei kurzen gemeinsamen Treffen in ihrer Wohnung ist uns direkt aufgefallen, dass Besma es genießt ihren Raum einzurichten. Das Umräumen und Platz schaffen allerdings ermüdend für sie ist. Gemeinsam haben wir uns überlegt, wie der Raum für sie gemütlicher wirken könnte durch kleinere Eingriffe.
Ein Sessel neben dem Sofa diente lediglich als Ablage tagsüber für ihre Bettdecken.
Dafür bauten wir ihr eine schlichte und schmale Holzbox in ihrer Lieblingsfarbe, die neben ihrem Sofa steht und in die sie tagsüber ihre Schlafsachen verstauen kann.
Dieser kleine Eingriff sorgt für mehr Ordnung und einer Trennung zwischen den beiden Funktionen des Raumes. Während wir die Box bauten, wechselte Besma in ihrer Wohnung die schweren Vorhänge gegen Jalousien aus und kaufte sich einen neuen Kleiderschrank.
An einem gemeinsamen Aktionstag strichen wir gemeinsam eine Zimmerwand ebenfalls in ihrer Lieblingsfarbe und übergaben ihr ihre neue rollbare Box.
Besma ist weiterhin auf der Suche nach einer größeren Wohnung für sich und ihren Sohn. Es war ein kurzes Projekt mit schönen Gesprächen und über viele Anekdoten aus der Sternschanze der letzten zwei Jahrzehnte.

Besmas kleine Wohnung