Studio Experimentelles Design

Instandbesetzen mit der Assemblea Sociale per la Casa

Open for Maintenance / Wegen Umbau geöffnet hieß das von der Architekturzeitschrift Arch+ und der Arbeitsgemeinschaft summacumfemmer Büro Juliane Greb entwickelte Ausstellungskonzept des Deutschen Pavillons zur 18. Architekturbiennale (20. Mai - 26. November 2023). Es rückte Pflege, Reparatur und Instandhaltung des architektonischen Bestandes in den Mittelpunkt und verwandelte den Pavillon in ein Modell für eine nachhaltige und soziale Praxis in der Architektur. Die „Instandbesetzung“ des Pavillons erfolgte durch die inklusive Umgestaltung nach Prinzipien der Teilhabe unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen, etwa die Ausstattung des Eingangs mit einer an die Architektur angepassten Rampe. „Ausstellungsstücke“ waren ausschließlich ausgediente Materialien der letztjährigen Kunst-Biennale, die während der Laufzeit in Projekten wiederverwertet und nach und nach verbraucht wurden. Dazu wurde im Pavillon eine gut ausgestattete Werkstatt eingerichtet. Im Rahmen des Werkstattprogramms Maintenance 1:1 arbeitete das Kurator_innenteam eng mit Initiativen aus Venedig zusammen, die sich mit dem Recht auf Stadt und dem Recht auf Wohnen auseinandersetzen und lud Studierende, Handwerker_innen und Azubis aus ganz Europa ein, sich zu beteiligen.

Im September reiste auch die Öffentliche Gestaltungsberatung (ÖGB) des Studios Experimentelles Design für eine Woche nach Venedig und konnte zusammen mit der Assemblea Sociale per la Casa (ASC), eine aktivistische Initiative, die sich für die Instantbesetzung leerstehender Sozialwohnungen in Venedig engagiert, konkrete Projekte für drei Wohnungen im Cassette-Viertel auf der Giudecca realisieren. Die im Pavillon nach dem Bedarf der Bewohner_innen gebauten Ersatzteile und Möbel – von Fensterläden und Türgriffen über Tische und Küchenmöbeln bis zum Babybett und Bücherregal – fuhren die ÖGB-Studierenden mit dem Boot zur Giudecca, um sie gemeinsam mit den Bewohner_innen einzubauen und weitere Sanierungsmaßnahmen durchzuführen.

Abschließend wurden die privaten Räume im Rahmen eines Nachbarschaftsfestes präsentiert – und so auch im nicht-öffentlichen Raum ein Zeichen gegen die Kommerzialisierung und Touristifizierung der Stadt gesetzt.

Instandbesetzen mit der Assemblea Sociale per la Casa