Veronica Andres, Lara Molenda, Anna Manlig
Vermittlungsraum Aula Wartenau
„Die Krise besteht gerade in der Tatsache, daß das Alte stirbt und das Neue nicht zur Welt kommen kann“
Antoni Gramsci
Vermittlungsraum Wartenau – Ein Raum um etwas zu lernen, das es noch nicht gibt.
Veronica Andres, Anna Manlig und Lara Molenda, Studio Experimentelles Design
Wie können wir etwas lernen, das es noch nicht gibt? Eigentlich scheint es unmöglich und ist doch eben gerade das, was lernen ausmacht. In diesem Sinne schlagen wir für die Aula Wartenau ein Konzept vor, das Raumelemente nicht auf ihre bloße Funktion reduziert, sondern sie selbst zu AkteurInnen potentieller zukünftiger Nutzungen macht. Die Infrastruktur macht sich also nicht unsichtbar, sie zeigt vielmehr ihr eigenes strukturierendes Handeln und verlangt unterschiedliche Formen der Aneignung: Die Rolle der Aula als Raum der Versammlung und Auseinandersetzung kann in der jeweiligen Aneignung der Raumelemente jeweils neu ausgehandelt werden.
Der Entwurf basiert in diesem Sinne auf verschiebbaren möbelartigen Objekten, die in vielen verschiedenen Anordnungen zueinander stehen können und immer wieder neuartige Kombinationen ergeben. Durch ihre Form und Symbolik verlangen sie eine Positionierung zu ihnen und den anderen Personen im Raum. Durch die verschiedenen Höhen werden die vertikalen Achsen des Raums betont und binden die Galerie mehr in das Raumgefühl ein. Das Spiel mit der Überspitzung der Raumstruktur regt die Benutzer:innen zu einer Neuaushandlung der Nutzung ein. Dabei spielt der Entwurf bewusst mit widersprüchlichen Referenzen öffentlicher Räume im Hinblick auf deren potentielle Veränderung: von der Lernsituation über den White Cube bis zur klassischen parlamentarischen Ordnung.
Die verschiedenen Elemente werden in Ihrer Funktionalität und Ästhetik so gestaltet, dass sie zu eigenständigen Akteur:innen werden, die einen charakterlichen Ausdruck haben. Anders als scheindemokratische Lounge-Architekturen, stellen sie die Krise der Demokratie eher in den Raum, als ihre Lösung gestalterisch vorwegzunehmen.
So gibt es das Redner:innenpult als Objekt, welches Referent:Innen erhöht und gleichzeitig der Masse aussetzt; das fragmentarische Parlament, welches im Ganzen eine Tribüne bildet, aber in seine Einzelteile zerlegt werden und neu geordnet werden kann. Ebenso erinnern die Soft-Säulen an die Überreste vergangener demokratische Traditionen, die nun — verändert in Textur und Farbe — als Sitze und Stützen zweckentfremdet werden
Die gestalterischen Akteur:innen bilden Stationen, deren Nutzung gemeinsames Handeln evoziert: Das raumeinnehmende Smartboard wird als Smart-Station mit einem integrierten Regal ergänzt und kann durch die Verwendung eines Vorhangs zum Einsatz kommen, wenn es gebraucht wird. Für Kaffee und Aperitiv kann an der Cafestatione gesorgt werden. Die Pflanzen-Trenner sorgen für eine angenehme Atmosphäre und greifen Care-Aspekte auf. Als letzter Akteur wird durch den Drucker der Know-How-Wow in eine informelle Wissensaustausch-Plattform verwandelt. Da die einzelnen Akteur:innen additiv funktionieren, kann im Laufe der Benutzung auf die wandelnden Bedürfnisse eingegangen werden. Teile können hinzugefügt, oder die Komposition reduziert werden. Die Farbgebung orientiert sich an den bereits vorhandenen Raumfarben und bewegt sich in verschiedenen Grautönen und nehmen damit Bezug auf den Raum.
Die verschiedenen Nutzungsszenarien werden durch die Anordnung der Akteur:innen bestimmt. In der Seminarsituation werden die erhöhten Flächen als Tischflächen genutzt und durch beigestellte Tischplatten erweitert werden. Bei Vorträgen können das fragmentarische Parlament, die Säulen und andere Teile als Sitzgelegenheiten angeboten werden. Bei Performances können die Stücke platzsparend verräumt werden und bieten auch vertikale Möglichkeiten des Bewegens. Als Ausstellungsfläche stehen multiple Möglichkeiten an Sockeln, Stellwänden und Auszeichnungsflächen zur Verfügung.